Baby plastikfrei

Baby plastikfrei oder der Versuch den Müllberg zu reduzieren

Plastik und Kunststoffe können Allergien und Unverträglichkeiten auslösen, Entzündungen hervorrufen, den Hormonhaushalt stören und Krebs sowie Fettleibigkeit begünstigen. Und spätestens seit die Plastikmüll-Inseln und das Problem von Mikroplastik in den Meeren zu einem uns immer bewussteren Problem wird, macht es Sinn den Konsum, Gebrauch und Verbrauch von Plastik zu überdenken. Schließlich landet ein nicht geringfügiger Teil davon über unsere Nahrungskette wieder auf unseren Tellern. Auch über Gebrauch und Hautkontakt kommen diese Stoffe in unseren Körper. Allerdings lohnt es sich eine Umstellung oder sagen wir einmal den bewussten Konsum Schritt für Schritt und nach eigenen Prioritäten durchzuführen. Auch hier ist ein Alles-Oder-Nichts Denken vollkommen fehl am Platz. Hier einige Ideen, was und wie Ihr mit Eurem Baby den Plastikmüll reduzieren könnt. Auch hier gilt: Es ist kein Dogma oder Alles-Oder-Nichts-Ding! Überlegt selbst, wo Euch die Reduktion von Müll am einfachsten erscheint und verändert die für Euch passenden Dinge in Eurem Tempo. Sollte ich noch eine wichtige Sache vergessen haben, schreibt mir gerne!


WindelFrei & Stoffwindeln

Natürlich gehört WindelFrei zu den größten Möglichkeiten Müll und Plastik bei Babys zu vermeiden. Täglich landen ca. 8,4 Mio. Wegwerfwindeln allein in Deutschland im Müll. Man rechnet mit ca. 2.000-5.000 Wegwerfwindeln pro Kind, wenn man es klassisch und vollzeit mit Wegwerfwindeln wickelt. Das ist ungefähr 1 Tonne Windelmüll pro Kind. Dass Wegwerfwindeln ca. 300-500 Jahre zum Verrotten benötigen und uns eben solange auf unserem Planeten begleiten, wird zunehmend bekannter. Ironischerweise überleben die verwendeten Wegwerfwindeln unsere Kinder! Ein echtes Umweltproblem!Ergo ist jedes Abhalten, jede nicht benutzte Windel ein Grund zur Freude und uns kräftig auf die Schultern zu klopfen! Überhaupt den Versuch zu wagen, dadurch die Wickelzeit zu verkürzen und die kindlichen Bedürfnisse ernst zu nehmen, stellt einen enormen Unterschied dar. Du weißt noch nicht so richtig wie Windelfrei im Alltag funktionieren kann und welche Tipps und Tricks es gibt? Hier findest du die Übersicht meiner Kurs-Angebote mit allen Infos um sofort starten zu können.

Stoffwindeln und Windelfrei gehören einfach zusammen, denn Windeln sind bei der Methode Windelfrei keinesfalls verboten. Falls Euch Windelfrei so gar nicht anspricht oder Ihr noch nicht zur Umsetzung gekommen seid, sind Stoffwindeln meiner Ansicht nach eine weitere sehr gute Möglichkeit um Müll zu vermeiden und nachhaltiger zu leben. Ja, der Einstieg in das Stoffwindel-Thema gleicht einem Diplom! Hier gibt es tausende Möglichkeiten. Daher findet Ihr hier auch eine kurze Einführung ins Thema Stoffwindeln. Wichtig ist, keine riesigen Pakete bestellen, sondern erst einmal 1-2 unterschiedliche Modelle in der Praxis testen (Passform, An- und Ausziehen, Wasch- und Trockenverhalten, Beweglichkeit des Kindes, Passform am Popo, etc), wie Ihr und Euer Kind damit klarkommt.

Ob mit Windelfrei oder ganz klassisch. Wickelunterlagen benötigt man doch hin- und wieder. Häufig werden die Einmalunterlagen verwendet. Ziemlich viel Müll! Stattdessen eignen sich Moltonunterlagen hervorragend. Die kann man mehrfach verwenden und eignen sich späterhin auch als Tuch zum Abtrocknen nach dem Baden, Unterlage für spontane Picknicke und so weiter…

Auch bei der klassischen Wegwerfwindel gibt es Verbesserungsbedarf für Kind und Umwelt. Neben vielen unnatürlichen Bestandteilen und Chemie in der Windel – u.a. auch Glyphosat – und möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit Eures Kindes, ist es vergleichsweise ziemlich teuer ein Kind mit Wegwerfwindeln zu wickeln. Die Gründe für natürlichere Wegwerfwindeln und besten Alternativen von Wegwerfwindeln habe ich einmal zusammengestellt.


Feuchttücher selber machen – ohne Chemie und einfach nur natürlich

Anstatt das Baby mit undefinierbarer Chemie saubermachen zu müssen, könnt Ihr Mandelöl und etwas (warmes) Wasser verwenden. Zuhause kann man das sehr gut vorbereiten mit heißem Wasser in einer Thermoskanne und einer Schale für´s Wasser, Waschlappen und bspw. diesem Mandelöl. Viele Babypopos werden Euch das danken, denn es gibt eine Menge von wunden Babypopos, die wirklich scherzhaft für die Kleinen sind. Spätestens jetzt solltet Ihr noch einmal überlegen, ob Ihr nicht mit WindelFrei beginnt oder es etwas ausweitet, damit sich die Haut am Babypopo schneller erholen kann. Falls Ihr das Abhalten verpasst oder es einfach noch zu chaotisch ist mit Eurem Kleinen hilft das Mandelöl auch den Popo des Babys einfacher vom Kindspech zu befreien. Dazu cremt Ihr Euer Baby beim letzten Wickeln im Windelbereich leicht mit Mandelöl ein so löst sich das Kindspech später einfacher.

Feuchttücher unterwegs sind natürlich noch einmal eine ganz andere Nummer. Viele Eltern bereiten dann die Reinigungstücher/Waschlappen (s.o.) mit Mandelöl (s.o.) oder alternativ Kokosöl vor und stecken die fertigen Feuchttücher in eine wiederbefüllbare Klick-Box. Alternativ kann man natürlich auch eine kleine, flache Tubberdose verwenden. Die benutzten, wiederverwendbaren Feuchttücher/Reinigungstücher/Waschlappen kommen anschließend mit den Stoffwindeln in die Nasstasche und können zuhause gewaschen werden.

Alternativ kann man auch Windelvlies oder die wiederverwendbaren Waschlappen (s.o.) einpacken und eine kleine Sprühflasche (s.o.) mit Mandelöl (s.o.) befüllen. Bei Bedarf etwas Öl auf das Vlies bzw. das Reinigungstuch sprühen und das Baby sauber machen – die Alternative für faule Mamas. Das Windelvlies kann anschließend auch mit in die Nasstasche gepackt werden und einige Male gewaschen werden. So kann man es einige Male verwenden. Der Vorteil dieser Methode ist, dass Ihr keine Zeit für die Vorbereitung benötigt und Ihr Euch keine Gedanken um zu kalte oder alte Feuchttücher machen müsst. Die ganze Anleitung für Feuchttücher findest Du hier.

Ist Euch das immer noch zu viel Aufwand für Euch, nutzt zumindest die besseren Alternativen, wie bspw. die Naty Feuchttücher. Denn viele Kinder reagieren auf Inhaltsstoffe von klassischen Feuchttücher oder auch wenn die Marke der Feuchttücher gewechselt wird.


Babys anziehen

Auch bei der Kleidung kann man auf natürliche Stoffe statt Plastik achten. Wolle-Seide Bodys, Strumpfhosen und Hemdchen sind nur die ersten Ideen. Achtet auf die Bestandteile und die Qualität der Kleidung. Auch 100% Baumwolle ist perfekt – achtet ggf. auf Bio-Qualität. Jedoch schleichen sich häufig Polyester, Elastan und viele andere Stoffe in unsere Kleidung ein, die sich als Kleinstteilchen bei der Wäsche in unser Abwasser und schließlich in die Meere verabschieden. Entscheidet hier bewusst, was ihr kauft und welche Materialien genau das Baby auf der Haut trägt.


Plastikfrei und Müllrekduktion auch bei Mama (im Wochenbett)

Ein Stillkissen mit Dinkelspelzfüllung. Stilleinlagen aus Baumwolle/Hanf oder Wolle-Seide statt einem Wegwerfprodukt. Eine Glaskaraffe oder eine Flasche aus Edelstahl zum Trinken beim Stillen statt einer Plastikflasche. Mullwindeln oder Damenbinden aus wieder verwendbarem Stoff mit Bambus für das Wochenbett statt Wegwerfplastik.


Breifrei – Babys essen je nach Lust und Laune mit am Familientisch

Breifrei oder das sogenannte Baby led weaning (BLW) setzt da an wo wir herkommen. In der Steinzeit war die Muttermilch die zuverlässigste Quelle ein Kind zu ernähren – ja, teilweise auch zu Lasten der Mutter und ihrer Energiereserven. Die Babys und Kleinkinder bekamen was saisonal und regional gerade verfügbar war in mundgerechte Stückchen und mit weicher Konsistenz – je nach Alter und Erfahrungen des Kindes. Heute, da Gläschen und vorgefertigte Koch- und Ernährungspläne mit überschreiten eines gewissen Alters des Babys parat stehen, ist die Nahrungsversorgung in unserem Umfeld natürlich nicht mehr so kritisch wie zu Zeiten des Säbelzahntigers. Mit BLW spart man sich natürlich aufwendiges Kochen oder zusätzliche Einkäufe für die Kleinsten. Aber man benötigt auch etwas mehr Geduld mit der „Beikost“ bei den Kleinesten, hat tendenziell etwas mehr Sauerei beim Essen und stillt nach Bedarf des Kindes weiter. Alle Details, was wann geht und wie man Allergien vermeidet, wie man das Risiko vom Verschlucken reduziert und viele praktische Tipps sowie Kochrezepte für die ganze Familie findet Ihr in entsprechenden Kursen und Büchern. Fragt mich gerne nach Empfehlungen. Zuhause hat das Kind seinen eigenen, robusten Teller aus Olivenholz und das eigene Besteck aus Silber oder Edelstahl statt Plastik um sich auszuprobieren zu können und die Freude am Essen selbständig entdecken zu können. Außerdem soll das Kind auf diese Weise den Geschmack der einzelnen Nahrungsmittel genauer zuordnen können und sich so langfristig besser nach seinen eigenen Bedürfnissen ernähren können.


Essen und Trinken: Unterwegs besser ohne Plastik und so gleich BPA-frei

Das Getränk darf unterwegs natürlich nicht fehlen. Wasser geht immer und lässt sich fast überall nachfüllen. Zum Essen oder Snacken ein Stück Brot oder eine kleine Banane. Im Sommer eignen sich viele Beeren oder wenn die Kinder größer sind, ist ein geschnittener Apfel für unterwegs eine gute Lösung und die bessere Alternative für Zähne und Umwelt als die sogenannten Quetschies. Auch hier habt Ihr einen doppelten Vorteil. Zum einen spart man sich den Müll, zum anderen seid Ihr relativ sicher was genau in dem Produkt enthalten ist. Stichwort: Clean Food. Und außerdem ist Unverarbeitetes noch viel günstiger als Fertig-Snacks.


Babypflege: Babys baden und Zähne putzen

Mehr als etwas reine Seife und ggf. etwas Muttermilch, Mandelöl oder Kokosöl braucht es zum Baden nicht. Auch hier lassen sich Zusatzstoffe einfach vermeiden und man spart zusätzlich noch Geld und unnötige Chemie am Körper. Eine schön weiche Naturhaarbürste aus Holz für die weichen Babyhaare ist perfekt geeignet.

Auch Zähne putzen kann man mittlerweile ohne Plastik. Ich persönlich finde sogar, dass die Bambus-Alternative eine längere Haltbarkeit hat, da die Borsten länger in Form bleiben. Vorausgesetzt die Kinder benutzen die Bürste nicht zum Kauen bei bspw. Zahnschmerzen. In diesem Fall eignet sich eine Karotte aus dem Kühlschrank oder auch ein gekühlter Fenchelstengel. In Frankfurt informiert übrigens das Gesundheitsamt kostenlos im Kurs „Zahnfit“ zu allen Fragestellungen rund um die ersten Zähnchen und das Zähne putzen.


B
eruhigungssauger (wenn überhaupt notwendig)  – geht auch mit Kautschuk

Bitte denkt auch hier daran, ein Schnuller ist Brustersatz und dosiert ihn, falls notwendig, sehr bewusst. Kinder können mit 3 Jahren oder älter immer noch mit Schnuller im Mund schaukeln, bauen, oder Laufrad fahren. All das wäre beim Stillen nicht möglich! Bitte bedenkt auch, dass die Brust nicht mit dem Kind wächst und größer wird. Bleibt daher bei der kleinesten Schnullergröße. Auch hier hat die Industrie viele Angebote, die nicht zwingend notwendig sind. Viele Eltern bevorzugen auch den Schnuller, weil sie vorm jahrelangen Daumenlutschen große Angst haben. Kürzlich habe ich einen sehr guten Artikel gelesen, dass typischerweise ältere Kinder häufig zum Bauklötze bauen, Eisenbahn spielen, Verkleiden und für Rollenspiele, Malen oder was sie auch immer machen meistens zwei Hände brauchen. Ergo ist Daumenlutschen dann unmöglich und würde sich meist von selbst erledigen. Hier noch ein paar wertvolle Informationen zum Schnuller vom Europäischen Institut für Stillen und Laktation.


Kleidung: Statt Softshell und Polyester geht auch Wollwalk

…und insbesondere die Hose ist bestens für die Übergangszeit geeignet, aber auch z.B. für WindelFrei im Winter, da Wolle ein unschlagbares Material ist. Auch Babystulpen sind immer eine sehr gute Möglichkeit Kältebrücken, z.B. im Tragetuch, auszuschließen oder die Merino-Strumpfhose eine gute Möglichkeit um für zusätzliche Wärme zu sorgen.

Danke an Laura, die mir noch die Empfehlung zu Räubersachen gegeben hat. Statt die Wollsachen selbst zu kaufen, kann man sie bei Räubersachen einfach mieten.

Und, wenn Ihr noch weitere Tipps habt, schreibt mir! Ich freue mich und erweitere diese Ideen hier gerne!

Denn auch wir „sind auf dem Weg und erheben keinesfalls den Anspruch perfekt zu sein“. Das wäre einfach zu stressig und Zeit sowie Geld spielen leider auch immer eine Rolle dabei. Aber Stück für Stück verändern wir ein bisschen unsere Gewohnheiten, unsere Wohnung, unser Lebensumfeld, stecken Freunde/Bekannte an und machen auf diese Weise die Welt ein ganz kleines bisschen besser für unsere Kinder und Kindeskinder.